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Im Norden Syriens toben schwere Kämpfe zwischen Regierungstruppen und dschihadistischen Milizen. Die Lage spitzt sich dramatisch zu, mit über 200 Toten, darunter Zivilisten. Die Aufständischen rückten bis an die Tore Aleppos vor, einer Millionenstadt, die bereits im Bürgerkrieg stark umkämpft war. Eine wichtige Versorgungsroute zwischen Damaskus und Aleppo ist unterbrochen, und die Dschihadisten kontrollieren bereits etwa 50 Städte und Dörfer in der Region, so die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR).
Die SOHR, eine in Großbritannien ansässige Organisation, meldet, dass die Kämpfe die heftigsten seit Jahren sind. Zivilisten fliehen aus den westlichen Stadtteilen Aleppos in die östlichen Gebiete. Die eroberten Gebiete sind strategisch bedeutsam, da sie sich am Stadtrand von Aleppo und an einer wichtigen Verbindungsstraße nach Damaskus befinden. Die syrische Armee erhält Unterstützung von der russischen Luftwaffe, die Angriffe auf die islamistischen Kämpfer fliegt. Der Kreml drängt die syrische Regierung, die Ordnung wiederherzustellen.
Die Hisbollah, bisherige Unterstützerin Assads, ist aufgrund des Krieges im Libanon geschwächt. Ein syrischer Militärbeobachter verweist auf die geringe Effektivität der iranischen Milizen, deren Widerstand eine Gelegenheit für die syrische Opposition darstellte, in den Konflikt einzugreifen. Die Türkei spielt möglicherweise eine verdeckte Rolle, spekulieren Beobachter. Präsident Erdogan hatte vergeblich versucht, mit Assad über die Rückführung syrischer Flüchtlinge zu verhandeln, doch Assads Forderung nach einem türkischen Rückzug aus Nordsyrien verärgerte Ankara. Die Türkei unterhält angeblich Verbindungen zu den dschihadistischen Gruppen. Die Situation in Nordsyrien ist äußerst angespannt, mit Hunderttausenden vertriebenen Familien, die unter katastrophalen Bedingungen leben. Die Furcht vor einem erneuten Aufflammen des Bürgerkriegs wächst.