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Das traditionelle Klaasohm-Fest auf der deutschen Nordseeinsel Borkum, bei dem Frauen mit Kuhhörnern geschlagen wurden, steht vor dem Aus. Nach Berichten des NDR und anderer Medien, die die gewalttätigen Aspekte des Festes aufdeckten, hat der Veranstalter, der Verein Borkumer Jungens, entschieden, den Brauch des Schlagens endgültig abzuschaffen. In einem offiziellen Statement distanzierte sich der Verein von jeglicher Gewalt, insbesondere gegen Frauen, und entschuldigte sich für die in der Vergangenheit begangenen Übergriffe.
Die Entscheidung folgt auf massive Kritik in den sozialen Medien und eine Online-Petition, die die Abschaffung des Festes forderten. Der Bürgermeister von Borkum, Jürgen Akkermann, kritisierte zwar die Berichterstattung des NDR als tendenziös und unseriös, räumte aber indirekt die Problematik der Gewaltausübung ein. Er argumentierte, dass das gezeigte Videomaterial nur das Fehlverhalten Einzelner widerspiegele und nicht die gesamte Inselgemeinschaft repräsentiere. Trotz Bemühungen der NDR-Reporter, auch Befürworter des Festes zu Wort kommen zu lassen, wurden alle offiziellen Interviewanfragen abgelehnt. Auch mehrere Einwohner, die sich zunächst positiv zu Klaasohm äußerten, zogen ihre Aussagen vor der Veröffentlichung zurück.
Das Klaasohm-Fest, das jährlich am 5. Dezember stattfindet, umfasste einen Umzug, bei dem Frauen von kostümierten Männern, den sogenannten Klaasohms, gefangen und geschlagen wurden. Die Inselgemeinschaft hatte in der Vergangenheit versucht, das Fest vor der Öffentlichkeit und der Presse zu schützen. Der Verein Borkumer Jungens betont nun, dass man sich zukünftig auf den eigentlichen Kern des Festes konzentrieren wolle: den Zusammenhalt der Inselbewohner. Die Abschaffung des Schlagens markiert einen bedeutenden Wandel für das Klaasohm-Fest und wirft Fragen nach dem Umgang mit traditionellen Bräuchen auf, die mit Gewalt verbunden sind.