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Nach einer längeren Ruhephase sind in Syrien heftige Kämpfe zwischen islamistischen Rebellen und Regierungstruppen ausgebrochen. Eine überraschende Großoffensive der Rebellen im Nordwesten des Landes hat am Mittwoch begonnen und am Freitag bereits die Millionenstadt Aleppo erreicht, wie Menschenrechtsaktivisten berichten. Die syrische Regierung hingegen spricht von einer erfolgreichen Abwehr der Offensive.
Die Kämpfe stellen die schwersten Gefechte seit Jahren im syrischen Bürgerkrieg dar. Eine Allianz von Dschihadisten, unter Führung der Hayat Tahrir al-Sham (HTS), startete die Offensive mit dem Ziel, die Regierungstruppen zurückzudrängen. Berichten zufolge haben die Rebellen, teilweise ohne nennenswerten Widerstand, mehrere Stadtteile Aleppos erobert. Zivilpersonen berichten von Kämpfen auf den Straßen und Panik in der Bevölkerung. Videos zeigen angeblich Kämpfer der HTS in den westlichen Stadtteilen.
Die syrische Regierung bestätigt die Kämpfe, betont jedoch, die Offensive abzuwehren und bestimmte Stellungen zurückerobert zu haben. Verstärkungen wurden nach Aleppo geschickt, und sowohl syrische als auch russische Luftstreitkräfte haben Luftangriffe auf die Region Idlib geflogen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die ihre Informationen aus einem Netzwerk von Quellen in Syrien bezieht, meldet bereits über 250 Tote, darunter Zivilisten.
Die Kämpfe haben auch Auswirkungen auf die Versorgung Aleppos. Eine wichtige Autobahnverbindung nach Damaskus soll unterbrochen sein, was zu steigenden Treibstoffpreisen und Versorgungsengpässen führen könnte. Die UNO meldet bereits rund 14.000 Vertriebene.
Der Konflikt wird durch die instabile Lage in der Nahost-Region verschärft. Experten warnen, dass die Ablenkung Russlands durch den Ukraine-Krieg und die Schwächung der Verbündeten des syrischen Regimes durch Israel die Situation eskalieren lassen könnten. Der Erfolg der Rebellenoffensive zeigt die Verwundbarkeit des syrischen Regimes und die wachsende Stärke der Oppositionsgruppen.
Russland und der Iran haben ihre Unterstützung für die syrische Regierung bekräftigt. Die Lage bleibt weiterhin angespannt, und eine politische Lösung ist nicht in Sicht.