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Stuttgarts dunkle Vergangenheit: Podiumsdiskussion beleuchtet Rolle des Gesundheitswesens im Nationalsozialismus

© Stuttgarter Zeitung

Stuttgart setzt sich intensiv mit seiner Geschichte auseinander, insbesondere mit der Rolle des öffentlichen Gesundheitsdienstes und des Klinikums Stuttgart während des Nationalsozialismus. Eine Wanderausstellung und eine Veranstaltungsreihe, die am 23. September starteten, beleuchten diesen dunklen Abschnitt. Die Abschlussveranstaltung, eine Podiumsdiskussion im Stuttgarter Rathaus, brachte Vertreter aus Politik und Gesundheitswesen zusammen.

Minister Manfred Lucha betonte die Bedeutung des Erinnerns für die Demokratie und die Notwendigkeit, die Rolle staatlicher Institutionen im Nationalsozialismus aufzuzeigen. Er erinnerte daran, dass hohe Beamte aktiv an den Verbrechen beteiligt waren. Bürgermeisterin Dr. Alexandra Sußmann unterstrich die moralische Verpflichtung der Stadt, die grausamen Taten und das Leid der Opfer ins Bewusstsein zu rufen und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen.

Simone Fischer, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, hob die gezielte Entrechtung von Menschen mit Behinderungen hervor, die als „lebensunwert“ galten. Sie erinnerte an die Zwangssterilisationen und die Aktion T4, bei der etwa 200.000 Menschen ermordet wurden. Sie betonte die Mitverantwortung staatlicher Institutionen und die Notwendigkeit, die Erinnerung an diese Verbrechen wachzuhalten.

Professor Jan Steffen Jürgensen, Vorstand des Klinikums Stuttgart, sprach von monströsen Verbrechen, die oft schleichend begannen. Er betonte die besondere Verantwortung der Medizin für den Schutz des Lebens und einen fairen Zugang zum Gesundheitssystem. Professor Stefan Ehehalt, Leiter des Gesundheitsamtes, betonte die Verpflichtung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes zu ethischen Prinzipien und dem Wohl aller Menschen. Dr. Günter Riederer vom Stadtarchiv Stuttgart unterstrich den Zusammenhang zwischen der Beschäftigung mit der Vergangenheit und der Verantwortung in der Gegenwart.

Die Ausstellung im Gesundheitsamt Stuttgart (Schlossstraße 91) ist noch bis zum 29. November zu sehen. Weitere Informationen finden Sie unter www.stuttgart.de/gesundheitsaemter-im-nationalsozialismus.

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