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Nach Jahren relativer Ruhe flammt der syrische Bürgerkrieg im Nordwesten des Landes wieder heftig auf. Islamistische Rebellen haben eine Großoffensive gestartet und am Freitag nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten Teile der Millionenstadt Aleppo erreicht. Die syrische Regierung spricht von einer erfolgreichen Abwehr der Offensive, doch die Lage ist angespannt.
Die Kämpfe sind die schwersten seit Jahren. Eine Allianz von Dschihadisten, angeführt von der Hayat Tahrir al-Sham (HTS), startete die Offensive unter dem Namen “Abschreckung der Aggressionen”. Berichten zufolge rückten die Rebellen mit Panzern vor und kontrollieren nun mehrere Stadtteile Aleppos. Zivilisten berichten von Kämpfen auf den Straßen und Panik. Die Angaben sind jedoch schwer zu verifizieren.
Die syrische Regierung betont, die Offensive abzuwehren und Gelände zurückerobert zu haben. Syrische und russische Luftstreitkräfte führten Luftangriffe in der Region Idlib durch. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, eine in Großbritannien ansässige Organisation, berichtet von mindestens 250 Toten seit Beginn der Offensive, darunter Zivilisten. Die Vereinten Nationen melden etwa 14.000 Vertriebene.
Die Kämpfe betreffen auch wichtige Versorgungswege, darunter die Autobahn zwischen Aleppo und Damaskus. Eine Blockade dieser Route könnte zu steigenden Treibstoffpreisen und Lebensmittelknappheit in Aleppo führen.
Der syrische Bürgerkrieg, der 2011 begann, hat bereits über eine halbe Million Menschenleben gefordert und das Land tief gespalten. Während Präsident Assad mit Unterstützung Russlands und des Irans zwei Drittel des Landes kontrolliert, bleiben Gebiete im Nordwesten unter Kontrolle islamistischer Rebellen. Eine politische Lösung ist nicht in Sicht. Experten warnen, dass die instabile Lage in der Nahost-Region den Konflikt weiter verschärfen könnte.